Montag, 19. Oktober 2015

Doch lieber Verkehr I

Ich hab mich doch erst mal dagegen entschieden, etwas über das Bildungssystem zu schreiben, weil ich lieber noch mehr Eindrücke sammeln möchte!
Ich möchte gerne erst mal etwas über den Verkehr schreiben.
Zuerst natürlich erst mal zu dem Wichtigsten: Autos. Ja, es stimmt, französische Autos sind meistens ziemlich demoliert und ja, manche fahren wie die Verrückten. Allerdings, finde ich, ist es in China und Italien noch viel schlimmer. Aber mit den Kratzern nimmt man es hier nicht so ernst und auch nicht mit den Seitenspiegeln. Meine Freundin Sophie, die mit ihrem Auto hergekommen ist, hat gleich am dritten Tag eine dicke Schramme im Lack gehabt, natürlich ohne, dass sich jemand schuldig bekannt hat. Die Polizei hat sie aber trotzdem relativ ernst genommen, was ich gar nicht erwartet hatte, da die meisten ihr Auto wirklich als Gebrauchsgegenstand und nicht als Lebensinhalt sehen ;) Allerdings bedeutet das auch, dass andere Autos natürlich auch nicht so viel wert sind. Hier wird gerne mal die Vorfahrt genommen oder mit drei Zentimeter Abstand zu den anderen noch schnell eingeschert. Mir ist das zum Glück noch nicht passiert, aber ich hab schon öfters wütend Hupende gesehen nach solchen Situationen. Was für uns Deutsche ziemlich ungewohnt ist, ist die Maut, die man hier zahlen muss, wenn man die Autobahn benutzt. Die Preise variieren ziemlich und ich habe noch nicht ganz den Sinn verstanden, weil es nicht unbedingt was mit der Dauer oder Kilometeranzahl der Fahrt zu tun hat. Wahrscheinlich geht es nach der Beliebtheit, so kostet ein zwei-Stunden-Trip ans Meer gerne mal 25€ hin- und zurück alleine für die péage (Maut). Das finde ich schon ziemlich happig, gerade, wenn man alleine fährt. Bisher war das Auto allerdings immer gut gefüllt und wir konnten es durch fünf teilen. Generell sind hier Mitfahrgelegenheiten noch beliebter und üblicher als in Deutschland. Ich habe auch das Gefühl, dass sie generell billiger sind. So kostet eine Stunde Fahrt teilweise nur vier Euro und wird auch gerne von Pendlern angeboten. Das ist natürlich sehr praktisch gerade für junge Leute, die ein bisschen durch Frankreich reisen wollen. Lustig ist außerdem, dass am Anfang schwer zu verstehende Blinkverhalten der Franzosen. Gerade im Kreiseverkehr (Franzosen lieben Kreisverkehre) gibt es bestimmt Regeln fürs Blinken, nur, dass sich nicht alle daran halten, was das Ganze ja relativ sinnlos macht. Außerdem wird auch beim Überholen auf der Autobahn geblinkt, also, wenn man auf der linken Spur ist. Am Anfang dachten wir immer, die haben nur vergessen ihren Blinker auszumachen, aber man lässt einfach die ganze Zeit seinen linken Blinker an, bis man wieder auf eine der beiden rechten Spuren fährt. Aber nur manchmal. Sehr verwirrend.
Im Straßenverkehr ist allerdings - erstaunlicherweise - eher der Fußgänger der Chef. Daran muss ich mich noch immer gewöhnen, weil das in Deutschland ja eher gegenteilig ist. Überall gibt es Übergänge, die nicht immer als Zebrastreifen ausgeschrieben sind, aber trotzdem kann man einfach ganz selbstbewusst drüberlaufen und alle halten an. Problematisch ist das aber wiederum, wenn man selbst gerade Autofahrer ist. Die Fußgänger verhalten sich nämlich relativ rücksichtlos. Man rennt ständig über Rot, macht einfach die Autotür auf ohne zu gucken oder rennt vor ein Auto, dass gerade rückwärts irgendwie rausfährt. Ich selbst habe beim Auto fahren aber bis jetzt noch keine schlechten Erfahrungen gemacht. Allerdings haben wir heute erfahren, dass wir geblitzt worden sind, als ich mit meinen Freunden in den Pyrenäen war. Wir sind 118 km/h gefahren (110 km/h waren erlaubt) - schlappe 75€ für 8 km/h!!! Wir müssen sogar was an die Autovermietung bezahlen! Jeanne (meine Mitbewohnerin) fand das sogar wenig und meinte, dass man auch gerne mal 150€ bezahlt, wenn man auf einem Behindertenparkplatz steht. Also, schön an die Regeln halten!! ;)
Ich hoffe, ihr habt einen kleinen Einblick in die französischen Autofahr-Sitten bekommen! Wenn ihr Fragen habt oder zu einem bestimmten Thema etwas wissen wollt, immer her damit :)


Donnerstag, 15. Oktober 2015

Angekommen

Hallo ihr Lieben,
lang ist es her, dass ich geschrieben habe, aber das bedeutet auch für mich, dass ich nun schon über sechs Wochen hier bin. Die Zeit vergeht wie im Flug und ich hatte schon auch den ersten Besuch da -von meiner Freundin Christina aus Braunschweig. Seit gut zwei Wochen bin ich jetzt in meiner WG und ich bin mehr als glücklich. Wir verstehen uns wirklich sehr gut, haben immer was zu lachen und unternehmen auch öfter was zusammen. Das Haus ist riesig und für mich auch mal eine ganz neue Erfahrung in einem Einfamilienhaus zu leben. Unten findet ihr ein paar Fotos. In einem Monat machen wir unsere crémaillère (Einweihungsparty) und ich freue mich schon sehr darauf. Es ist wirklich sehr entspannt mit den Dreien. Wir teilen uns das Essen, kochen zusammen, alle machen immer sauber, kein Stress mit dem Geschirrspüler, weil es wie von alleine läuft und man muss sich auch nicht schuldig fühlen, wenn man mal im Zimmer bleibt und ein paar Tage nicht da ist. Wie aus dem Bilderbuch! Wer meine Horrorgeschichte aus Braunschweig kennt, kann sich vorstellen, dass ich jetzt hier umso froher bin, so eine tolle WG zu haben. 

Die Hälfte der Uni-Zeit ist nun auch fast um. Nächste Woche haben wir noch, dann haben wir Allerheiligen-Ferien. Mittlerweile kann ich euch also auch was über das französische Bildungssystem erzählen. Ich werde dazu gleich im Anschluss einen extra "Artikel" machen, um euch wie versprochen, euch meine Eindrücke von Frankreich ein bisschen näher zu bringen, damit ihr auch was lernt ;D

In Toulouse ist wirklich immer was los und einem wird nie langweilig. Gerade ist die Semaine de l'Etudiant (Woche des Studenten), wo man als Toulouser StudentIn kostenlos bestimmte Konzerte, Theater, Kurse etc. besuchen kann. Außerdem findet man fast jeden Abend irgendeine Veranstaltung, um junge Leute zu treffen. Gestern war ich beim Café des Langues ("Sprachencafé") und habe viele neue Leute kennengelernt und einfach ein bisschen mich unterhalten. Oder zB heute Abend gehe ich ins Goethe-Institut zu einem Deutsch-Französischen Tandem-Abend, davor zu einem Vortrag über Globalisierung, am Wochenende zu einem Erasmus-Festival, nächste Woche zu einem Tanzabend - ich lerne hier nämlich gerade Rock'n'Roll, was super cool ist!! - und so weiter. Ihr seht, ich könnte ewig so weitermachen. Mittlerweile habe ich auch ein paar Leute gefunden, mit denen ich mich wirklich gut verstehe. "Leider" sind es nur Deutsche, was ich ja eigentlich vermeiden wollte, aber man muss einfach sagen, es ist a) generell schwer sich von Menschen fernzuhalten, die die gleiche Muttersprache haben und b) vor allem in Toulouse, es wimmelt hier nur so von jungen Deutschen! Aber ich will mir darüber jetzt erstmal weiter keine Gedanken machen und die Zeit einfach genießen. Ich bin hier wirklich sehr froh, was ich selber kaum fassen kann, gerade nach meiner vorherigen Auslandserfahrung. Ich hoffe, ihr konntet einen Eindruck gewinnen. Ich werde mich auch wirklich zusammenreißen und jetzt öfter schreiben. :) fühlt euch alle gedrückt, ich denke an euch 



Badezimmer 
Mein Zimmer I
Mein Zimmer II
Wohnzimmer
Hof mit eigenem Walnussbaum!!!
Küche
Ausflug nach Carcasonne (Christina, Sophie, Sophie, Ksenia, ich)
Ausflug mit Christina nach Albi

Geile Schnecken!!! 
Ausflug mit acht anderen in die Pyrenäen (Hammer! Traumhaft! Atemberaubend!)

Anna und ich 
Toulouse bei Nacht <3
Sonnenuntergang mit Pyrenäen im Hintergrund (die sieht nur bei tollem Wetter zu sehen!) 
Kuss vom Mittelmeer :)

Montag, 14. September 2015

Bienvenue en France!

Hallo meine Lieben!
Meinen ersten Post will ich mal lieber etwas generell halten und ab dem nächsten Mal wieder etwas über meine Eindrücke zu einem speziellen Thema schreiben.
Erstmal - ich bin sehr gut angekommen und bin nach zwei Wochen offiziell verliebt in Toulouse. Es ist eine wunderbare Stadt. Es gibt hier über 100.000 Studierende und sie ist auch zur besten Stadt Frankreichs zum Studieren von einem Magazin gewählt worden. Hier ist wirklich immer was los! Die Stadt ist jeden Nacht wach und es sind immer Leute unterwegs. Das liegt sicherlich auch an den vielen jungen Leuten, die es hier gibt. Es ist auch ziemlich international, da es doch auch einige Austauschstudierende hier gibt - laut Facebook immerhin um die 700. Auf meiner Uni sind wir ungefähr 130 internationale Studierende. Insgesamt studieren hier 1 500, wobei ungefähr 300 gerade selbst im Ausland unterwegs sind, das ist hier nämlich Pflicht. Meine Uni ist eine Sciences Po, das ist eine sogenannte Grande École ("Große Schule"). Diese sind in Frankreich sehr hoch angesehen. Es gibt auch welche für Ingenieure, Künstler, Wirtschaft etc. Die Sciences Po ist auf Geisteswissenschaft spezialsiert - hier studiert man Bachelor und Master in einem in drei Jahren mit Inhalten von Politik, Soziologie, Geschichte, Recht und Wirtschaft. Im dritten Jahr geht man ins Ausland und ab dem vierten Jahr spezialisiert man sich auf ein Gebiet. Das ist super, da gerade die Kurse im vierten und fünften Jahr sehr interessant sind - und ich darf mir welche davon aussuchen! Ich mache hier auch einen kleinen Abschluss, was immer das am Ende auch bedeutet. Ich hab auf jeden Fall ein paar Pflichtkurse, in denen ich französisch habe und etwas über die französische Kultur sowie Bevölkerung lernen soll. Heute war auch mein erster richtiger Uni-Tag! Mein Stundenplan ist relativ entspannt, aber dafür teilweise dreistündige Kurse, was bestimmt auf Dauer anstregend wird. Bisher waren alle bisher sehr nett, aber ich kann ja am Ende der Woche nochmal detallierter schreiben. Vielleicht noch etwas zu meiner Bleibe - momentan wohne ich alleine in einer Ferienwohnung, die sehr schön ist. Fotos habe ich mit hochgeladen! (Beim roten Pfeil ist ungefähr die Wohnung) Ab dem 1.Oktober ziehe ich dann mit meiner WG zusammen, die ich über das Internet gefunden habe. Wir haben uns schon kennengelernt - wir verstehen uns super! Wir wohnen zu viert in einem möblierten Haus, Carlos (Spanier), Yuriy (Ukrainer) und Jeanne (Französin). Da Jeanne das Klischee bedient und kein Englisch spricht, werden wir auch französisch miteinander reden, was ich natürlich super finden. Mit der Sprache läuft es bisher gut, das Sprechen fällt mir manchmal noch schwer, aber, wenn ich mit jemanden direkt rede, kann ich mich auch schon sehr lange unterhalten. Fernsehen geht dafür fast noch gar nicht, keine Ahnung wieso. Aber man kommt wirklich ganz gut rein! Ich habe auch schon einigen Kontakt mit Franzosen gehabt und die jungen Leute sind oft sehr interessiert. Sie quatschen dann oft mit uns. Außerdem habe ich ja Kontakt zu einer Mentorin, mit der ich mich auch sehr gut verstehe. Sie heißt Margaux und studiert moderne Literatur im Master. Mit den Erasmus-Studis von der Uni ist es eigentlich auch ganz nett. Wir sind "leider" sehr viele Deutsche, weshalb man oft in Versuchung kommt miteinander deutsch zu reden und auch eher mit denen dann außerhalb der Uni was zu unternehmen. Ansonsten sind auch viele aus China da, mit denen wir leider kaum was zu tun haben, Italien, aber auch Australien, Argentinen oder Finnland.
Ich bin zur Zeit also sehr gut aufgehoben hier und freue mich schon, wenn mich einige von euch besuchen kommen :)
Fühlt euch gedrückt